“Enrichment” für den Schulhund

Körperliche und mentale Fitness

Schulhunde sind unsere vierbeinigen Freunde, Familienmitglieder  und Arbeitskollegen. Wir nehmen sie mit in eine Umwelt, die für sie als Caniden ( Beutegreifer/Sammler/Abstauber) eine eher unnatürliche Umgebung ist. Trotzdem machen sie ihre Arbeit in der Schule sehr gut und gehen meistens begeistert mit uns, Seite an Seite, durch den Schulalltag.

Daher sind wir verpflichtet sie körperlich und geistig gesund und fit zu erhalten. Um das zu gewährleisten, müssen wir uns ein fundiertes kynologisches Hintergrundwissen aneignen. Dazu gehört, dass wir die Körpersprache der Hunde richtig gut lesen lernen und einschätzen können und natürlich die individuellen Vorlieben des eigenen Hundes kennen und, so gut es geht, zu erfüllen. Nur so wird ein Hund uns auf lange Zeit im Alltag wie im Berufsleben mit Freude, mental ausgeglichen und körperlich fit, begleiten können.

“Enrichment” für eine bessere Lebensqualität!

Welche Möglichkeiten stehen uns denn zur Verfügung um die körperliche und mentale Fitness unserer Hunde zu gewährleisten und wie kann ich im Alltag positiven Einfluss auf ihr Wohlbefinden nehmen?

Besonders für unsere „working dogs“, aber auch für alle anderen Hunde, die in menschlicher Obhut leben, müssen wir ein besonderes Augenmerk auf eine art- und typgerechte Auslastung sowie auf ihr allgemeines Wohlbefinden legen.

Um das ganz umfänglich zu gewährleisten nutze ich den Ansatz von “Enrichment”.

Der Begriff „Enrichment“ kommt aus der Arbeit mit Zootieren und bedeutet, dass ihnen ein anregendes Umfeld mit passenden Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt wird. So können diese Tiere immerhin einen Teil ihres arttypischen Verhalten zeigen, ihre Umwelt kontrollieren und selbstständig Entscheidungen treffen. Mit „Enrichment“ fühlen sich die Tiere wohler und ihre Lebensqualität steigt.

„Enrichment“ ist genauso wichtig wie gesunde Ernährung und medizinische Versorgung. Das gilt natürlich nicht nur für Zootiere, sondern auch für unsere Haustiere.

“Enrichment” – Stimulation durch Umweltreiz!

Es geht also darum, was man mit einem Hund machen sollte, damit er physisch und psychisch gesund bleiben kann.

Es ist nicht irgendeine Beschäftigung, die wir gerne machen oder die wir gut finden, vielmehr sollen die besonderen Bedürfnisse des Hundes befriedigt werden. Es geht auch nicht darum, etwas Neues zu lernen, etwas was uns Menschen nützt. „Enrichment“ ist u.a. die Stimulation durch Umweltreize, es spricht alle Sinne des Hundes an, ohne dabei Angst auszulösen.

„Enrichment“ aktiviert die Emotion „Seeking“ (siehe unten), stimuliert den Hund durch Reize und fördert Umwelterkundung. Umwelterkundung ist Bestandteil des Verhaltensprogrammes jeder Tierart. Da reicht ein einfacher Spaziergang an der Leine mit seinem Menschen für unsere Hunde meist nicht aus. Umwelterkundung im eigenen Tempo und verschiedene Auswahlmöglichkeiten; das sind weitere Kernpunkte von „Enrichment“.

„Enrichment“ hat die Funktion hoch motiviertes Verhalten zu stimulieren und ausführen zu lassen!

Das Zusammenleben mit uns Menschen ist für unsere Hunde oft mit einer enorm hohen Frustrationslast verbunden. Leider trifft das auf die spezialisierten Hundetypen (Jagdhunde, Hütehunde) ganz besonders zu. Aber gerade diese werden aufgrund ihres attraktiven Erscheinungsbildes, ihres lebhaften Temperaments und ihrer Kooperationsbereitschaft sehr häufig als Familienhunde gehalten, aber auch gerne in der tiergestützten Therapie eingesetzt.

Um auch diese Hunde psychisch wie physisch gesund zu erhalten, sollte man sich mit dem Thema „Enrichment“ besonders auseinandersetzen.

  • Was braucht mein Hund, damit es ihm gut geht?
  • Was bringt er als Persönlichkeit mit?
  • Wie kann ich sein genetisch fixiertes Grundprogramm ablaufen lassen, ohne die Umwelt damit zu gefährden?

Das sind Fragen, die es sich lohnt zu stellen.

Hochmotivierte Verhaltensweisen, die oft durch Umweltreize aktiviert und dann durch uns Menschen unterbrochen werden sind:

  • Umwelterkundung im eigenen Tempo
  • Jagdverhalten
  • Hüteverhalten
  • Kontakt zu Artgenossen

„Enrichment“ ist defizitorientiert! Was dem Tier unter den normalen Haltungsbedingungen fehlt, wird durch Enrichment ausgeglichen!

Möchtest du tiefer in dieses spannende und wichtige Thema eintauchen, um auch deinen “working dog” lange gesund und fit zu erhalten? Dann bin ich die richtige Ansprechpartnerin für dich.

“Seeking” und “Markertraining”

Wir können uns mit unseren positiven Markersignalen (wie Clicker oder Markerwort/-geräusch), die durch klassische Konditionierung erlernt wurden, direkt in das System des selbstbelohnenden Verhaltens einklinken. Dadurch lässt sich solches Verhalten gezielt unter Signal setzen, um es als Belohnung im Training zu nutzen.

Seeking schafft ein Gefühl von Vorfreude auf eine Belohnung, die durch das Markersignal zuverlässig angekündigt wird. Diese Vorfreude ist eine äußerst positive Emotion, die besonders in Situationen, in denen unsere Hunde verunsichert sind, sehr hilfreich sein kann. Ein gut aufgebautes Markersignal kann so die emotionale Stimmung des Hundes positiv beeinflussen !!!

Und daher nutze ich das Markertraining in meiner Hundeschule justDog ganz intensiv!!!

Durch das Seeking lernen Hunde schnell, welche Umweltreize Belohnungen oder andere Ressourcen ankündigen. Das schafft eine positive Lernatmosphäre, die allerdings durch ein hohes Erregungslevel gestört werden kann, da Seeking stark von Dopamin gesteuert wird.

Über eine individuell angepasste Steuerung des Erregungsniveaus können wir trotzdem gut mit der Emotion “Seeking” im positiven Hundetraining stressfrei arbeiten.

Seeking wird also durch Reize angeregt und fördert die Erkundung der Umgebung. Hier kann Enrichment gezielt eingesetzt werden, sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch, um die aktuellen Bedürfnisse des Hundes zu befriedigen.

Sobald das Ziel erreicht ist – etwa durch Konsum des Ersehnten – wird das Seeking gedämpft.

Interessant ist, dass das Ersehnen auch nur teilweise erfüllt werden muss (also ohne dass alle Verhaltensmuster von Hüte- oder Jagdverhalten komplett gezeigt werden müssen) um eine Bedürfnisbefriedigung beim Hund zu erlangen.

FAQ

Die Emotion „Seeking“ wurde von Jaak Pankseep (estnisch-US-amerikanischener Professor der Psychologie ) beschrieben. Seit Ende der 1970er Jahre erforschte er die Zusammenhänge zwischen Hirnaktivität und Sozialverhalten.

Er beschrieb ein emotionales System, das für die Suche nach Ressourcen, nach den guten Dingen des Lebens, zuständig ist, das System „Seeking“. Die Annäherung an potenzielle Ressourcen wird durch „Seeking“ aktiviert. Es ist eine extrem positive Emotion, die mit einer hohen Erregung verbunden ist.

  • Umwelterkundung
  • buddeln, schnüffeln, stöbern
  • alle Elemente aus dem Jagdverhalten
  • Neugierverhalten, auch gegenüber uns Menschen

Das ist die zugrundeliegende Frage von “Seeking”. “Seeking” steuert das Neugierverhalten und die Umwelterkundung und somit die Suche nach “Verstärkern”. Ist “Seeking” einmal ausgelöst, ist es nur schwer wieder zu stoppen. Je stärker es ausgelöst wird, umso größer ist die Frustrationslast wenn es gestoppt wird.

Um die Frustrationslast so gering wie möglich zu halten, wenn “Seeking” unterbrochen werden muss, können wir uns mit einem großartigen Trainingstool in das System “Seeking” direkt einklinken – mit unserem positiven Markersignal

Mit einem positiven Markersignal, das über klassische Konditionierung aufgebaut wurde, klinken wir uns in das Emotionssystem “Seeking” ein. Selbstbelohnendes Verhalten (buddeln, stöbern, rennen, etc.) wird unter Signal gesetzt, um diese Verhaltensweisen als Belohnung einzusetzen. Ein “einfaches” Markersignal kündigt diese Möglichkeit für den Hund zuverlässig an.

“Enrichment” in meiner Hundeschule justDog

“Enrichment” in meiner Hundeschule justDog

“Ich nutze den Ansatz von “Enrichment” bei meinen Schulhundteams, älteren Hunden, Hunden mit Handicap, verhaltensauffällige Hunde, bei Junghunde, etc. “Enrichment” bietet so unendlich viele Möglichkeiten um unsere Hunde mental zu stärken und körperlich gesund zu halten. Mein gezielter Einsatz der ” 5 Säulen von Enrichment” schafft eine extrem vertrauensvolle Lernumgebung und bereichert so auf Dauer das Leben meiner Teams, die ich im Training begleite.”