Ziel des Stressmanagements ist es, dass du Situationen schaffst, in denen dein Hund entspannt und angstfrei sein kann. Für eine positive Verhaltensänderung ist diese Entspannungszeit immens wichtig, damit dein Hund wieder zur Ruhe – innerlich wie äußerlich – kommen kann.
Der Hund sollte nur solchen Reizen ausgesetzt werden, die er auch positiv verarbeiten kann. Schaffe eine Umgebung mit kontrollierten Reizen – nur dann ist nachhaltiges, positives Lernen möglich.
Eine von uns gewünschte „Gewöhnung“ ist nur unter diesen Bedingungen zu erreichen. Wird der Hund mit Reizen konfrontiert, die er noch nicht bewältigen kann, findet keine Gewöhnung statt, sondern eine sogenannte „Sensibilisierung“. Das bedeutet, der Hund reagiert immer empfindlicher auf Angst- oder Aggressionsauslöser.
Es sollten daher nicht dauerhaft Angstauslöser (Artgenossen, Lärm, fremde Menschen, Autos etc.) präsent sein, die deinen Hund immer wieder erschrecken oder in Stress versetzen. Führen wir ihn regelmäßig in bedrohliche Situationen, verknüpft er uns als Bezugsperson mit diesen negativen Erlebnissen – das Ziel, sein „sicherer Hafen“ zu sein, rückt dann in weite Ferne.
Sorge täglich mehrfach für bewusste Entspannungsphasen. Nutze dafür konditionierte Entspannungssignale wie ein ruhiges Wort, vertraute Düfte (z. B. verdünntes Lavendel- oder Zitronenöl), eine Entspannungsdecke oder ruhige Musik. Biete deinem Hund außerdem viele Gelegenheiten, seine Bedürfnisse kontrolliert auszuleben.
Hunde müssen regelmäßig ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen dürfen – dazu zählen schnüffeln, erkunden, kauen, buddeln, spielen oder jagen. Diese Aktivitäten fördern das emotionale Gleichgewicht und helfen, Stress abzubauen. Wichtig ist dabei, dass diese Erlebnisse in einer kontrollierten, sicheren und angstfreien Umgebung stattfinden.
Ein erholsamer Schlaf ist entscheidend, damit dein Hund den Alltag gut verarbeiten kann. Biete ihm einen Platz, an dem er sich wirklich sicher fühlt – z. B. erhöht liegend, in einer geschützten Ecke oder unter einem Tisch mit Decke. Manche Hunde entspannen besser in einer offenen Box oder in der Nähe ihrer Bezugsperson. Auch Körperkontakt oder Nähe zu einem vertrauten Hund kann Sicherheit vermitteln.
Durch diese vielfältigen Maßnahmen kann dein Hund schneller wieder in ein emotionales Gleichgewicht finden und positive Lernerfahrungen abspeichern. So lernt er, neue Situationen gelassener zu bewältigen – und du wirst zu seinem „sicheren Hafen“ in einer oft unübersichtlichen Menschenwelt.
Entspannung bedeutet nicht immer Inaktivität. Nach einem anstrengenden Arbeitstag kann ich mich beispielsweise gut entspannen, wenn ich mit Smilla spazieren gehe, ein gutes Buch lese oder Zeit mit Freunden verbringe. Unsere Hunde sind da nicht anders: Auch für sie bedeutet „Entspannung“ nicht zwingend Liegen oder Schlafen.
Oft hilft es ihnen viel mehr, wenn sie Dinge tun dürfen, die ihren Bedürfnissen entsprechen – etwa Umwelterkundung in sicherer Umgebung, Futterpakete auspacken oder ein kleines Zerrspiel. Erst danach fällt ihnen das anschließende Ruhen deutlich leichter.
Entspannung hat immer auch etwas mit Bedürfnisbefriedigung zu tun. Beobachte genau, was deinem Hund hilft, sich wohlzufühlen. Das kann Bewegung, gemeinsame Aktivität oder ein bestimmtes Lieblingsspielzeug sein. Jeder Hund entspannt auf seine ganz eigene Weise – wichtig ist, dass du sie erkennst und gezielt in euren Alltag integrierst.
So stärkst du nicht nur das Vertrauen deines Hundes, sondern förderst auch seine Fähigkeit, Stresssituationen besser zu bewältigen.