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Belohnungen Teil 1 – Leckerlis im Hundetraining

Hunde lernen durch Konsequenzen. Verhalten, das sich für sie lohnt, wird häufiger gezeigt, während Verhalten, das keine angenehme Konsequenz hat, mit der Zeit abnimmt. Beliebtes Futter ist für viele Hunde eine besonders gute Belohnung , da es ein grundlegendes Bedürfnis befriedigt. Der gezielte Einsatz von Futterbelohnungen hilft dabei, erwünschtes Verhalten zuverlässig aufzubauen und zu festigen. So wird aus der Futterbelohnung ein Verstärker von gewünschtem Verhalten.

Ein Hund, der für gezeigtes Verhalten von seiner Bezugsperson belohnt wird, wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zeigen. Dabei ist es wichtig, wenn wir Futter als Belohnung einsetzen, dass diese Futterbelohnung bewusst und gezielt einzusetzen. Es sollte in einer Trainingssituation nicht als Bestechung dienen, sondern als klares Signal für den Hund: „Dieses Verhalten lohnt sich für dich!“ Indem wir unsere Belohnungen der Situation und dem aktuellen Bedürfnis des Hundes anpassen, können wir das Lernverhalten des Hundes optimal steuern und ihn motivieren, immer gerne mit uns zu kooperieren.

Futter als Ablenkung / Umlenkung – eine wertvolle Strategie

In vielen Situationen kann Futter gezielt eingesetzt werden, um unerwünschtes Verhalten stressfrei zu unterbrechen.

Praxisbeispiel:

  • Ein Hund wird aufgeregt oder frustriert, weil er keine eindeutigen Signale von seiner Bezugsperson bekommt. Oft kommunizieren wir Menschen leider unklare / doppeldeutige mit unseren Hunden. Der Hund weiß dann nicht, was von ihm erwartet wird. er wird immer nervöser und beginnt z.B. in die Leine zu beißen oder am Menschen hochzuspringen, zeigt also ein Konfliktverhalten. ( 4 F´s – Fight / Flight / Freeze / Flirt)
  • Statt den Hund jetzt zu „korrigieren“, können kleine Futterstückchen großzügig auf den Boden verstreut werden. So kann ich das unerwünschte Verhalten des Hundes schnell und freundlich unterbrechen.

Warum funktioniert diese Art der „Ablenkung“ so gut?

Der Hund erhält eine sinnvolle Beschäftigung, die ihn etwas ablenkt und beruhigt. Er muss sich nach unten zum Boden orientieren und sich auf die Futtersuche fokussieren. Anstatt sich weiter in seine Aufregung hineinzusteigern, konzentriert er sich jetzt auf ein anderes Verhalten – die Suche nach Futter. Natürlich muss der Hund vorher gelernt haben, das eine Futtersuche draußen möglich ist und sich gut anfühlt. Gleichzeitig gewinnt der Mensch wertvolle Zeit, um sein eigenes Verhalten zu reflektieren und sein Training gezielt anzupassen!!!

Diese Technik ist besonders hilfreich, wenn der Mensch noch nicht ganz sicher im Training ist oder wenn sich der Hund in einer schwierigen Lernphase befindet. Wichtig ist jedoch, dass die Ablenkung mit Futter nicht zur Dauerlösung wird. Sie sollte als kurzfristige Strategie dienen, während langfristig daran gearbeitet wird, dass der Hund Alternativverhalten lernt!!!

Tipp: Die gezielte Nutzung von Futter zur Umlenkung kann im Alltag trainiert werden, sodass der Hund in stressigen Situationen sofort darauf anspringt. Ich habe für meine Smilla in den ersten Jahren das Fressen draußen „geübt“. Vor jeder Futtergabe in entspannter, reizarmer Umgebung kam mein Signalwort „all you can eat“ (Mirjam, danke dafür;-), so das ich diese Ankündigung nach und nach auch in stressigen Situationen nutzen konnte.

Die Futternahme als Indikator für den emotionalen Zustand des Hundes

Die Art und Weise, wie ein Hund die Futterbelohnung annimmt, sagt viel über seinen emotionalen Zustand aus. Ein entspannter Hund nimmt Leckerlis ruhig und gezielt aus der Hand. Ein gestresster oder angespannter Hund kann Futter hastig verschlingen, bei der Futternahme in die Hand schnappen oder das angebotene Futter sogar komplett verweigern.

Wenn ein Hund draußen nicht frisst, fühlt er sich möglicherweise nicht „sicher“ oder „entspannt“ genug, um sich mit Futter zu beschäftigen!!! Anstatt dann komplett auf die Futterbelohnungen draußen zu verzichten, ist es sehr viel sinnvoller, an seiner emotionalen Sicherheit zu arbeiten.

Die Futtergabe als Bereicherung (Enrichment) für den Hund

Hunde sind von Natur aus darauf ausgelegt, nach Nahrung zu suchen. Frei lebende Hunde verbringen einen Teil ihres Tages mit der „Jagd“ nach Futter. Hunde sind von Natur aus Beutegreifer, Sammler und Abstauber und zeigen die unterschiedlichsten „Jagdstrategien“, je nach Hundetyp. Diese Verhaltensweisen sind genetisch fixiert und können durch Lernerfahrungen vertieft werden.

Wird ein Hund ausschließlich aus dem Napf gefüttert, entfällt dieser natürliche Art der „Futterbeschaffung“ komplett und sorgt für ein Defizit im Verhaltensrepertoire des Hundes!

Heute wissen wir, das problematische Verhaltensweisen oft auf nicht erfüllte Bedürfnisse zurückzuführen sind!!!

Daher sollte Futter gezielt eingesetzt werden, um den Hund seine arttypischen Verhaltensweisen bei der Futterbeschaffung kontrolliert ausleben zu lassen. Anstatt ihm alles einfach vorzusetzen, können wir ihn dazu ermutigen, sich sein Futter zu „erarbeiten“.

Das sorgt nicht nur für geistige Auslastung, sondern auch für eine positive emotionale Stimmung.

Möglichkeiten zur Beschäftigung mit Futter:

  • Futterbeutel verstecken und vom Hund suchen lassen
  • „Verlorensuche“ auf der Rückspur
  • Contrafreeloading
  • Leckerlis im Gras oder in der Wohnung ausstreuen und aufsammeln lassen
  • Verpacktes Futter anbieten
  • Intelligenzspielzeuge oder Schnüffelteppiche nutzen
  • Schleckmatte, u.v.m.

Diese kleinen Veränderungen im Alltag können helfen, den Hund zufriedener und ausgeglichener zu machen. Ein Hund, der sich mit seiner Umwelt aktiv beschäftigt, hat weniger Langeweile und zeigt seltener unerwünschtes Verhalten.

Häufige Probleme bei der Futterbelohnung & Lösungen

Nicht immer läuft die Nutzung von Futter im Training reibungslos. Hier sind einige typische Probleme und ihre Lösungen:

Problem: Der Hund arbeitet nur für Futter und zeigt ohne die Futterbelohnung nicht das erwünschte Verhalten!

Lösung:

  • Das Futter nicht immer sichtbar halten und so nur als reines Lockmittel / Bestechung nutzen
  • Nach und nach variable Belohnungen einführen (mal Futter, mal verbales Lob, mal Spiel).
  • gewünschte Umweltbelohnungen gezielt nutzen, z. B. „Setz dich kurz hin, dann kannst du in den Freilauf“.

Problem: Ressourcenverteidigung – der Hund verteidigt Futter vor anderen Hunden.

Lösung

  • Klare Strukturen schaffen: Ein Namensspiel kann helfen, sodass jeder Hund lernt, wann er an der Reihe ist.
  • In sicherer Umgebung beginnen und das Verhalten langsam in den Alltag integrieren.
  • Futter steht in ausreichender Menge zur Verfügung, so das es nicht verteidigt werden muss

Fazit: Futter gezielt & bewusst einsetzen

Futter ist ein sehr starkes „Werkzeug“ in der „Werkzeugkiste“ im Hundetraining, wenn es sinnvoll genutzt wird. Es kann als Belohnung, zur Umlenkung, zur Stressreduktion oder zur Beschäftigung eingesetzt werden. Entscheidend ist, dass es bewusst und gezielt genutzt wird, anstatt als willkürliche Bestechung.

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